Psychologie im Leistungssport // Teil 1- Die Grundlagen
Psychologie im Leistungssport
Sportpsychologie: Was ist das?
Definition Sportpsychologie nach NITSCH :
Sportpsychologie ist eine empirische Wissenschaft. Sie untersucht menschliches Verhalten und Erleben, mit dem Ziel es erklären zu können.
Definition Sportpsychologie nach WEINBERG/GOUDIE:
Die Sportpsychologie wendet psychologisches Wissen an dem Gegenstand Mensch an.
Die Sportpsychologie unterstützt Personen bei:
- Wettkämpfen à Leistung abrufen können
- Gesundheit erhalten und fördern (Wohlbefinden)
- Persönlichkeitsentwicklung
–>Die 3 Ebenen der Unterstützung von Sportlern!
Welche Analyseebenen liegen der Sportpsychologie zu Grunde?
- Individuum
- Soziale Gruppen
- Soziale Systeme (Umwelt)
Allgemeine Leistungsvoraussetzung von Individualsportlern:
- Motivation
- Persönlichkeitseigenschaften
- Selbsteinschätzung
- Soziale Kompetenzen
- Kommunikationsfähigkeit
- Selbstvertrauen
- Kognition (Lernen, Attributionen, Denken)
- Emotionen, Stress, Angst
Nach STOLL/PFEFFER/ALFERMANN 2009 haben Individualsportler folgende Anforderungen:
- Wettkampffähigkeit (Selbstwirksamkeit, Leistungsmotivation, Stressresistenz)
- Individualsportfähigkeit (Wille, Handlungskontrolle)
- Besondere Individualsportfähigkeit (Motorische Kontrolle, Kognitives Umbewerten, Situationsanalyse)
- Aktuelle Individualsportfähigkeit (Variable Aufmerksamkeitssteuerung, Entscheiden, Aktivierung regulieren, Störende Gedanken ausschalten)
Mentale Fähigkeiten nach VEALEY 1988:
Grundlegende Kompetenzen | Leistungsvoraussetzungen | Unterstützende Kompetenzen |
–> sportunspezifisch |
Optimale Regulation der…
–> sportspezifisch |
|
Was ist kritisch bei psychologischen Anwendungen?
- Ist Vertrauen für jemanden der von außen kommt überhaupt vorhanden?
–> An welcher Stelle wird Vertrauen relativ unmöglich?
(Unglaubwürdigkeit, Vertrauensbruch, nicht auf Person eingehen, Nicht-Verstehen der „Welt“ des Gegenübers)
–> Verstehe ich, in welcher „Welt“ der Sportler lebt?
- spezifische Sozialstruktur
- stark fremdbestimmt/enge Regeln
- homogener Lebensbereich
- funktionales Umfeld/Berufssportler
- Existenzangst/Zukunftsangst/Verletzungsangst
- Schmerzen/Erschöpfung
- Flow
- Fehlende Akzeptanz psychologischer Anwendungen, also kein Nutzen
- ggf. Kompetenzverlust des Trainers, des Sportlers
- Zeitproblematik für psychologische Behandlungen
- Signal an Medien und Umwelt
- Feuerwehrfunktion (= Problem soll innerhalb kurzer Zeit gelöst werden à hoher Erfolg ohne viel Aufwand!)
- Psychologie kann nicht über etwas hinausgehen, was nicht vorhanden ist
Sportpsychologische Interventionen
Definition Sportpsychologische Intervention nach NITSCH 2001:
„Unter sportpsychologischer Intervention (…) versteht man allgemein die professionelle Hilfestellung für das Vorbeugen, Erkennen und Lösen psychosozialer Probleme in den verschiedenen Anwendungsfeldern des Sports.“
Grundaspekte sportpsychologischer Intervention aus NITSCH 2001:
Beispiele:
- Ziele (Training, Erziehung, Prävention)
–> Motivationsproblem (P); Lebensführung des Sportlers (E)
- Strategien (aufgabenzentriert, personenzentriert, umweltzentriert)
–> Depression (PZ); Schule/Familie (UZ); Umgang mit Medien (AZ)
- Formen (Informieren, Beraten, Betreuen)
–> fehlendes Problembewusstsein (BER); klinische Auffälligkeiten nach Verletzung (BET)
Sportpsychologische Betreuungsmodelle:
Direkte vs. indirekte Betreuung
Kontinuierliche vs. sporadische/situative Betreuung
Eingeforderte vs. angebotene Betreuung
Möglichkeiten der Integration eines Sportpsychologen im Leistungssport:
- Ständiger Kontakt des Sportlers mit dem Sportpsychologen (direkte und kontinuierliche Betreuung möglich)
- Sportpsychologe als „Anlaufstelle“ bei Problemen (angebotene Betreuung)
- Sportpsychologe berät den Sport selbst (direkte Betreuung)
- Sportpsychologe berät den Trainer des Sportlers (indirekte Betreuung)
Generell lässt sich in Deutschland ein Betreuungsdefizit sportpsychologischer Art für Leistungssportler feststellen.
Bei fehlender Einbindung sportpsychologischer Interventionen in das System des Sportlers ist die Gefahr des Scheiterns der Verfahren gegeben!
Lesen Sie im Teil 2 – Die sportpsychologischen Techniken mehr über konkrete Techniken in der Sportpsyhologie wie mentales Training, autogenes Training und progressive Muskelrelaxtion nach Jacobsen.